Das Card Sorting ist eine Methode, die wir im Zuge unserer Innovationsarbeit verwenden. Üblicherweise wird diese Methode angewendet, um zu testen und sicherzustellen, ob die Navigations- oder Menüstruktur einer Anwendung benutzerfreundlich ist.
Wir nutzen dieses Tool in der Konzeptionsphase, um herauszufinden, welche Prioritäten die zukünftigen Nutzer den verschiedenen Aspekten, Funktionen oder Features unserer Lösungsidee zuordnen. Besonders bei der Arbeit an komplexen Lösungen mit vielen verschiedenen Bausteinen, kann dieser Usertest weiterhelfen. Erst nach dem Card Sorting beschäftigen wir uns mit Prototyping und Design.
Wie funktioniert Card Sorting?
Wie der Name schon verrät, erhalten Testpersonen die Aufgabe Karten zu sortieren, d. h. sie vorgegebenen Kategorien, oder Gruppen zuzuordnen.
Wahl des Mediums
Das Card Sorting lässt sich in analoger und digitaler Form umsetzen.
- Analoge Variante:
Testpersonen sortieren Kärtchen auf einem Tisch oder Post-its an einem Whiteboard. Wird das Card Sorting mit vielen Testern durchgeführt, können die Karten auch einlaminiert und wiederverwendet werden.
- Digitale Variante:
In der digitalen Form geschieht dies mithilfe eines Online-Tools, bei dem virtuelle Karten erstellt und bewegt werden können.
Für unsere Arbeit bei Shinefour hat die Zusammenarbeit auf digitalem Wege einen sehr hohen Stellenwert, da es unsere Arbeitsorte flexibel hält. So schauen wir, wie man analoge Methoden in eine digitale Version bringen kann, damit dem kollaborativen Arbeiten nichts im Wege steht. Dafür erarbeiten wir uns eine eigene digitale Plattform.
Die Vorbereitung
Die Karten
Die Aspekte der Lösung, die man testen möchte (Bestandteile, Optionen, Funktionen), werden auf Karten geschrieben und in der analogen Variante auf Papier oder Karton gedruckt und zugeschnitten.
Auch für die Kategorien, denen die Begriffe zugeordnet werden sollen, werden Karten erstellt. Will man die Priorisierung der Testperson herausbekommen, ist eine Unterteilung in die drei folgenden Kategorien sinnvoll:
- “Das brauche ich unbedingt”
- “Wäre schön, aber nicht überlebensnotwendig”
- “Das brauche ich nicht”
Sonderkarten
- In manchen Fällen kann es auch sinnvoll sein, Karten miteinander in Relation zu setzen. Die Abhängigkeit zweier Funktionen könnte man durch die Aussage “Wenn du X nimmst, musst du auch Y nehmen” bestimmen. Hierfür könnte man zum Beispiel auf beide Karten einen gleichfarbigen Punkt kleben.
- Man kann den Karten auch Geldwerte zuteilen und dem Nutzer ein Budget für die Auswahl geben.
- Für den Fall, dass die Testperson noch eine Idee hat, ist es sinnvoll, auch ein paar Leerkarten parat zu haben.
Wir ergänzen das Card Sorting gerne auch mit einer Skala, die wir hinter die Kategorien legen. So haben die Testpersonen die Freiheit, Karten auch zwischen Kategorien einzuordnen und wir erhalten zusätzlich die Gewichtung der einzelnen Karten untereinander.
Die Rollen
Vor jedem Test sollten die Rollen klar verteilt werden.
- Der Testleiter leitet das Card Sorting und fragt bei Entscheidungen der Testperson nach der Motivation.
- Der Protokollant ist stiller Beobachter und notiert, wie die Testperson die Karten sortiert, wo sie zögert oder ihre Meinung ändert und wie sie ihre Entscheidungen begründet.
Die Testpersonen
Es wird empfohlen das Card Sorting mit 15 bis 20 Nutzern durchzuführen.
Da der Test mit organisatorischem und zeitlichen Aufwand verbunden ist, sollte man stets abwägen, ob man weitere Card Sorting Durchläufe für sinnvoll hält. Wir vertrauen hier unserem Bauchgefühl – haben wir den Eindruck, dass wir keine neuen Erkenntnisse mehr gewinnen, beenden wir das Card Sorting und werten die Ergebnisse aus.
Die Durchführung
Ablauf
- Zu Beginn werden die Karten vor dem Nutzer ausgebreitet (oder am Bildschirm gezeigt).
- Die Testperson soll nun die Karten sortieren und dabei “laut denken”.
- Der Testleiter sollte keine Entscheidung einfach so hinnehmen, sondern immer wieder nachfragen. Besonders, wenn die Testperson zögert oder ihre Entscheidung ändert, sollte er nach den Gründen fragen.
Die Auswertung
Die finale Sortierung der Karten ist ein relevantes Ergebnis für unsere Auswertungen. Doch besonders der Weg dahin, inklusive der Kommentare der Testpersonen, sollte genau betrachtet werden. Denn hier kommen Unklarheiten und Fragen ans Licht und die tiefer liegenden Denkstrukturen der Testpersonen werden uns offenbart.
Allgemeine Präferenzen
= Hat man den Test mit mehreren Nutzern durchgeführt, erhält man Rückschlüsse über allgemeine Präferenzen.
Prioritäten
= Die Einordnung zu den Kategorien gibt Aufschluss über Aspekte mit hoher Priorität oder solche, die unnötig oder als Zusatz behandelt werden können.
Uneinheitliches Bild
= Erhält man unterschiedliche Ergebnisse, kann es sein, dass der Lösungsansatz zu beliebig oder gleichförmig ist.
Kaufbereitschaft & Preispunkt
= Hat man entsprechende Karten vorbereitet, kann man herausfinden, für welche Funktionen der Nutzer bereit wäre Geld auszugeben.
Wir befinden uns mitten in der Innovationsentwicklung und probieren deshalb verschiedenste Methoden aus, die wir für unsere tägliche Arbeit validieren und dann hier im Blog vorstellen werden. Du willst Einblicke in unsere Innovationsarbeit oder unseren Büroalltag? Dann folge uns auf Instagram!
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